Stiftung Wahrheit in den Medien

Papstreise Ende März 2009 nach Afrika: Helvetische Berichterstattung zeugt von bedenklichem theologischem Niveau!

„Im Anschluss an die Papst-Reise verurteilten die Bischöfe von Kamerun die westlichen Medien für ihre Desinformation“, so Lukas Niederberger, Redaktor des katholischen Pfarreiblattes des kantonalluzernischen Pfarreiblattes. Die vereinigten Bischöfe der durch Papst Benedikt XVI. besuchten afrikanischen Länder stellten überstimmend fest, dass der Papst „den richtigen Ton“ getroffen und „Antworten auf ihre dringendsten Fragen wie Korruption, Machtmissbrauch, Kritik an den regionalen Konflikten die Afrika verwüsteten, Menschenhandel und Hunger“ gegeben habe. Scharf dagegen kritisierten die Bischöfe die sogenannte „Information“ westlicher Journalisten. Diese „bilde lediglich eine moderne Form der jahrhundertealten Kolonisation Afrikas….die westliche Welt solle endlich aufhören, Afrika zu bevormunden. Der Westen muss nicht für uns denken. Wenn heute die Ansteckungsrate von Aids im Senegal niedrig ist, dann bestimmt auch, weil die Religionsgemeinschaften auf moralische Verhaltensweisen gepocht haben. Es gibt sehr wohl afrikanische Gesellschaften, die Abstinenz und Treue kennen und sie auch fördern“ (Erzbischof Sarr im senegalesischen Dakar).

In einem bemerkenswerten Beitrag, geisselt Lukas Niederberger (katholisches Pfarreiblatt Nr 9/2009, 1.-15., S.10ff.) die helvetische Berichterstattung zu dieser Papstreise scharf. Niederberger schreibt u.a. was folgt:  „Dass die westlichen Medien den afrikanischen Menschen kein eigenes Urteil zutrauen, offenbart und fördert mehr oder weniger bewusst den alten Rassismus gegenüber Afrikanern als besonders triebgesteuerte Wesen. Arthur K. Vogel schrieb im „Bund“: „Es ist realistisch, wenn man nüchtern registriert, dass die Promiskuität in Afrika noch eifriger ausgelegt wird als  in gewissen anderen Weltregionen. Die überaus hohe Geburtenrate auf der einen, die verheerende Aids-Bilanz auf der andern Seite der Statistik sprechen eine deutliche Sprache.“ –

 Vogel und viele andere Mendienleute, so Niederberger, ignorieren andere Studien, die seit Jahrzehnten den deutlichen Zusammenhang zwischen höherer Bildung und sinkenden Geburten- und Aids-Zahlen in aller Welt belegen. Armut, Analphabetismus und Tabuisierung von Aids durch die afrikanischen Regierungen sind bezüglich Aids-Verbreitung weit stärkere Faktoren als päpstliche Kondomkritik. Niederberger weiter: „Gerne wird in westlichen Medien auch der Eindruck vermittelt, dass vor allem die katholische Kirche am Bevölkerungswachstum in der Dritten Welt schuld sei. Doch abgesehen davon, dass der grösste Bevölkerungszuwachs in Ländern stattfindet, in denen  die katholische Kirche kaum Einfluss hat, zeigen selbst in „katholischen“ Ländern wie den Philippinen oder Argentinien Umfragen, dass drei von vier Katholiken die offzielle Lehrmeinung zum Thema Familienplanung gar nicht kennen….Westliche Medien ignorieren auch gerne, dass innerhalb der kirchlichen Hierarchie seit vielen Jahren bezüglich Aids sehr differenziert gedacht und gehandelt wird…“.

Lukas Niederberger fährt fort: „Die helvetische Berichterstattung über die päpstliche Kondomkritik zeugte vom bedenklichen theologischen Niveau im Blätterwald. Das Migros-Magazin und „Blick am Abend“ schrieben: „Afrikanische Hilfsorganisationen und Politik argumentieren, dass dem gebürtigen Joseph Ratzinger das religiöse Dogma wichtiger ist als das Leben eines Afrikaners.“ Abgesehen davon, dass  Empfängnisverhütung und viele andere Fragen der Sexualmoral keinen dogmatischen Charakter besitzen, ist es grotesk, den Papst als Sündenbock für die Aids-Plage hinzustellen und den Afrikanern zu unterstellen, dass sie auf ein Wort des Papstes hin gleich alle Kondome wegwerfen würden…“.

Kommentar

Die scharfe Kritik, die Niederberger in seinem Artikel zur helvetischen Berichterstattung zu dieser Papstreise anbringt, trifft ins Schwarze. Ob und inwieweit die zunehmende Oberflächlichkeit, ja geradezu Liederlichkeit, die in der jüngeren Vergangenheit im Journalismus festzustellen ist, mit den rasanten Konzentrationstendenzen, mit dem Konkurrenz- und Überlebenskampf der sog. „Gratis-Blätter“ und der allgemeinen Wirtschaftskrise zusammenhängt, ist schwer zu sagen. Es stellt sich aber auf jeden Fall und in zunehmendem Masse die Frage, inwieweit die helvetischen Journalisten-Schulen, die einschlägigen Ausbildungsstätten und deren Konzepte jenem Standard zu genügen vermögen, welchen unsere Stiftung Wahrheit in den Medien (SWM) seit ihrer Gründung im Jahre 1993 fordert, nämlich

„Eine Medienerziehung,

  • welche Wert auf wahrhafte Kommunikation legt.
  • welche beim Medienunterricht an Volks-, Berufs-, Mittel- und Hochschulen ethisch-moralische Gesichtspunkte in den Mittelpunkt stellt.
  • welche die Fähigkeit vermittelt, Informationen kritisch aufzunehmen.

Hermann Suter-Lang, Präsident SWM.

8. Mai 2009